WG-Bewohner: Heldbock
Falls ihr diesen Käfer schonmal gesehen habt, dürft ihr Euch glücklich schätzen, denn er ist unglaublich selten und nur für wenige Wochen im Jahr zu sichten.
Durch meinen Beruf komme ich allerdings manchmal in die glückliche Lage ihn fotografieren und beobachten zu dürfen und Euch sein Zuhause vorstellen zu dürfen.
Den Habitatbaum des Eichenheldbockes.
Er wird auch Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo) auch kurz Heldbock genannt. Hier sonnt er sich gerade auf der Borke einer sehr alten Eiche.
Mit seinen 24-53 cm Länge (Zwei-Euro-Münze – Pokémon-Kartenbreite) gehört er zu den größten Käfern in Mitteleuropa. Seine Fühlerlänge von bis zu 11 cm machen ihn noch imposanter.
Er steht in der Roten Liste, unserer Übersicht für gefährdete Arten, ganz oben unter der 1, was bedeutet, dass er vom Aussterben bedroht ist. Er unterliegt damit einem strengen Schutz.
Die großen Käfer (Imagines) fliegen im Juni und Juli abends durch die Luft auf der Suche nach einem Eichenheldbock - Partner. Jetzt kommt auch endlich unser Habitatbaum ins Spiel:
Dort paart er sich, hält sich generell sehr gerne dort auf zum Sonnen und später legt das Weibchen auch dort ihre Eier ab. Der Käfer hat jedoch bestimmte Ansprüche an seinen Baum und unser Habitatbaum muss hier den strengen Ansprüchen des Käfers entsprechen.
Das ist gar nicht so einfach, weswegen es immer weniger von den Käfern gibt.
Durch den Bau von Autobahnen, neuen Häusern nehmen wir ihm immer mehr seiner Bäume die er braucht und trennen ihn auch von weiteren Populationen. Dieses Wort benutzen wir Insektenspezialisten, wenn es um weitere Gruppen der selben Art geht, die aber weiter weg wohnen.
Doch wieder zurück zu unserem Lieblings-Habitatbaum unseres Eichenheldbock - Käfers.
Alte Eichen müssen es bevorzugt sein. Am liebsten Stiel-Eichen, seltener auch andere Eichen, oder Esskastanien. Kollegen haben mir auch schon von Eschen und Buchen erzählt. Solange der Baum dick genug ist (ab ca. zwei Metern Umfang) und genug Sonne vorhanden ist und untenherum frei steht und nicht mit z.B. Brombeeren bewachsen ist, kommt er für den Eichenheldbock in Betracht.
Doch wie erkennt man denn, dass der Eichenheldbock in einem Baum wohnt?
Wir erinnern uns. Das Käferweibchen legt Käfereier in den Baum. Aus diesen werden Larven die sich über Tage, Wochen und Jahre immer weiter in das Holz hineinfressen und dabei reifen.
Nach mehreren Jahren im Baum, entwickelt sich dann der fertige Käfer. Er frisst dabei auf dem letzten Stück hinaus, gaaanz spezielle Löcher, die uns als Habitatspezialist:innen aufzeigen, dass hier der Große Eichenbock sein Domizil hat und dass der Baum unter sehr hohem Schutz steht.
Man nennt sie Hakengänge und so wie auf dem Bild sehen sie aus. Sie sind ungefähr so dick wie ein Daumen.
Der Käfer kann auch in der Krone wohnen und auch das muss immer mit überprüft werden.
Übrigens sind sie keine Schädlinge, sondern ein wertvoller Teil des Ökosystems.
Sowohl im Wald als auch in Parkanlagen, oder wie hier, in einer Schule.
Falls die Erwachsenen noch mehr darüber wissen wollen, können Sie mich gerne anrufen, es gibt viele Studien dazu, über die ich gerne und viel rede.